GoiFis – Version 2002

Motivation

Einsatz von Feuerwehren bedingt effektiven Einsatz von ausgebildeten Feuerwehrkräften und modernem Gerät. Eine der Voraussetzungen eines raschen Einsatzes der Feuerwehrkräfte ist die erzögerungsfreie Anfahrt zum jeweiligen Einsatzobjekt. Auf Grund der speziellen Situation im Pflichtbereich Bad Goisern – 31 Ortschaften und derzeit keinerlei geographische Systematik der Vergabe von Hausnummern – ist gerade in der Anfangsphase eines Einsatzes nicht immer klar, wo sich genau das Schadensobjekt befindet. Dies ist sowohl für den alltäglichen Einsatzbetrieb, wie auch für Katastropheneinsätze – wie gerade der überörtliche Einsatz der FF Bad Goisern im Hochwassergebiet Mühlviertel des Jahres 2002 zeigte – von großer Bedeutung. Mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) wurden nun in etwa 1000 Arbeitsstunden in der Freizeit, bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Almhütten) sämtliche Häuser Bad Goiserns geographisch genau verortet, die Wasserentnahmestellen erfasst, die Straßen und Gewässer digitalisiert und Sachinformationen (Besitzer, Telefonnummern, Sachinformationen zu den Objekten) erhoben und in einer Datenbank gespeichert.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Arbeit stehen nun in ausgedruckter Form (94 Seiten in einem Ordner) zur Verfügung. Für die geographischen Gegebenheiten jeder Ortschaft – größer in mehrere Kartenblätter geteilt – steht eine Karte mit den Informationen Objekt, Hausnummer, Straße, Straßenname, Gewässer, Wasserentnahmestellen an Gewässern, Hydranten und Bassins sowie Orientierungselemente wie Maßstab, Nordpfeil, Nachbarblätter und als Orientierung für den Benutzer ein färbiges Orthofoto zur Verfügung. Darüber hinaus liegen in Tabellenform für jede Ortschaft zu den einzelnen Objekten Sachinformationen wie Besitzer, Hausnamen, Flurnamen, Telfonnummern und soweit vorhanden feuerwehrrelevante Information wie lagerndes Gas zur Verfügung.

Überdies liegen in ähnlicher Form Karten zu den Bundesstraßen – insbesondere Bundesstraßenkilometer- und Überblickskarten zur Verfügung.

Praktischer Einsatz

Die Beta-Version zeigte im Einsatzdienst während der ersten acht Monate des Jahres 2003 die Einsatztauglichkeit. Sowohl bei den zahlreichen Wespeneinsätzen als auch bei technischen- und Brandeinsätzen konnte von der Einsatzzentrale der FF Bad Goisern die Einsatzkräfte – teilweise während der Anfahrt über Funk – effektiv und rasch zum Einsatzort dirigiert werden. Besonders das Orthofoto (entzerrtes Luftbild) erwies sich als hervorragendes didaktisches Hilfsmittel, da kaum eingeschulte Feuerwehrmitglieder auf Grund ihrer überblicksmäßigen Ortskenntnis in sekundenschnelle die geographische Lage auffinden können und somit Anfahrtswege bestimmen können.Auf Grund der Erfahrungen in der Testphase wurde die Einsatzversion von GoiFIS didaktisch und kartographisch verfeinert und steht nun in der Einsatzzentrale der FF Bad Goisern für den Pflichtbereich, beim Pflichtbereichskommandanten, im Einsatzleitfahrzeug und in den jeweils erstausfahrenden Fahrzeugen der FF Bad Goisern (SLF – Brand bzw. RLF – technisch) gemäß Alarmordnung zur Verfügung. Überdies wurde der Ordner den anderen freiwilligen Feuerwehren des Pflichtbereichs zur Verfügung gestellt.Ergänzungen und Updates sind bei Neubauten von Häusern, Straßen und im Hydrantennetz jederzeit möglich, wobei nur das entsprechende Blatt ausgetauscht werden muss.

Daten für den Einsatzleitrechner des LFKs

Derzeit befindet sich eine verbesserte EDV-gestützte Alarmierung beim LFK in Arbeit. Im Pflichtbereich Bad Goisern sind fünf freiwillige und eine Betriebsfeuerwehr für feuerwehr-  und katastrophendienstliche Aufgaben zuständig. Der neue Einsatzleitrechner erfordert eine geographische Definition von Zuständigkeitsbereichen („Einsatzzonen“) der einzelnen Feuerwehren unterhalb der Alarmstufe I. Nachdem sich die Feuerwehrkommandanten mit einigen Änderungen auf die vom Kommandanten der FF Bad Goisern ABI Günter Rainer (Pflichtbereichskommandant) Bezug nehmend auf die Einsatzstichwörter des LFKs erstellten und vom Bürgermeister in Kraft gesetzte Alarmierungsordnung geeinigt hatten, wurde von den Kommandanten die geographische Einteilung der Feuerwehren auf einer Karte festgelegt und anschließend mittels GIS äußerst effektiv und zugleich zeitschonend digitalisiert. Diese Einsatzzonen – insgesamt zwölf – wurden im Herbst 2003 in den LFK Rechner eingespielt. Somit steht einer automatisierten mit Hilfe WAS zielgerichteten Alarmierung nichts mehr im Wege. Anzumerken ist, dass in allen mittleren und größeren oberösterreichischen Gemeinden meist bei den Bauabteilungen Geographische Informationssysteme mit fachkundigem gemeindeeigenen Personal, sowie benötigte Daten wie digitaler Kataster, Orthofotos, Verpunktung der Häuser, sowie Sachinformationen zur Verfügung stehen, die für die Feuerwehren nutzbar sind.

GoiFIS Einsatzleitrechner

Nach einer Erprobungsphase steht nun ein abgesicherte und benutzerfreundliche Abfragemöglichkeit am Einsatzleitrechner der Alarmierungszentrale zur Verfügung. Basierend auf der Freeware ArcExplorer können die diensthabenden Feuerwehrmänner die wesentlichen Funktionalitäten von GoiFIS abfragen. Adressen werden mit einer einfachen Abfrage identifiziert und ein großmaßstäbiger Ausschnitt gezoomt. Dabei stehen im Hintergrund wieder die Orthofotos (Luftbilder) zur Verfügung und alle Kartenelemente wie Objekte mit Hausnummer, Wasserentnahmestellen, Gewässer, Straßen(namen), Bundesstraßen- und Bahnkilometer werden am Bildschirm dargestellt. Überdies können einfach die Attribute (Sachinformationen in Datenbank) der entsprechenden Gegebenheiten abgefragt werden sowie ein Ausdruck erstellt werden.Somit steht den Bedienern der Alarmierungszentrale je nach Belieben sowohl eine elektronische als auch eine gedruckte Version (Ordner, siehe oben). Das System GoiFIS ist derzeit in Weiterentwicklung begriffen, sodass weitere Anwendungsmöglichkeiten in Zukuft zur verfügung stehen werden.

GoiFIS Lagekarten

Pumparbeiten bei Hochwässern, das Freimachen von Verkehrswegen bei Sturmeinsätzen oder großangelegte Sucheinsätzen erfolgen im gesamten Gemeindegebiet an einer Vielzahl von Schadensobjekten bzw. großräumig. Die Bildschirmgröße von GoiFIS-EL bzw der Ausdruck im GoiFIS-Ordner schränken den Überblck ein. Daher wurde das Gemeindegebiet in sechs verschiedene Regionen (Bad Goisern Nord – Zentrum – Süd, Schattseitn, Sunnseitn und Weißenbachtal) unterteilt, großmaßstäbig mit sämtlichen Informationen und mit den Orthofotos als Hintergrund im Format A0 ausgedruckt. Somit steht für die Führung der Einsätze wiederum ein Überblick zur Verfügung. Auf diesen Karten, die auf Tafeln aufgezogen sind, können auch zur Information des Einsatzleiters die Lage der Schadensobjekte eingezeichnet werden.

Man findet man das gesamte Goiserer Gemeindegebiet. Neben der Bezeichnung der Ortschaften erhält man hier Einblick auf alle Hausnummern, Flur- und Straßenbezeichnungen, Hydranten, Wasserentnahmestellen sowie Eisenbahn- und Bundesstraßen-Kilometrierungen. Die Tafeln können leicht entnommen und im Einsatzleitfahrzeug mitgeführt werden, was sich beispielsweise bei der Koordinierung von Sucheinsätzen sicherlich als vorteilhaft erweist.

Weitere Einsatzmöglichkeiten

HLM MMag. Peter Atzmanstorfer
EDV-Beauftrager der FF Bad Goisern
Geographie und Wirtschaftskundelehrer an den Don Bosco Schulen Vöcklabruck

In der Einsatzleitung III. Zug FuB-Bereitschaft Bezirk Gmunden im Hochwassereinsatz Gemeinde Saxen August 2002

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